Mediation oder Mediation?
So ein „t“ kann schon einen wesentlichen Unterschied machen. Z.B. wenn jemand einen mehrwöchigen Mediationskurs anbietet oder wenn meine Mediation als Meditation angekündigt wird. Meist schmunzle ich darüber und beseitige dann das
Missverständnis. Aber vielleicht haben Mediation und Meditation doch mehr gemeinsam als man auf den ersten Blick meint?
Sowohl in meiner Organisationsentwicklungsausbildung bei Trigon, durch die Arbeiten von Rudi Ballreich und Fritz Glasl als auch in meiner hypnosystemischen Ausbildung bei Gunther Schmidt habe ich gelernt, wie wichtig die eigene Haltung und die eigene Verfassung für den Prozess sind. Tägliche Meditation gehört deshalb für mich zu meiner Professionalität genauso wie die regelmäßigen Fortbildungen, Intervision und Supervision, Kongresse und meine ständige persönliche Weiterentwicklung. Denn nach meiner Erfahrung macht es einen wesentlichen Unterschied, in welcher Verfassung ich selbst und die Medianden in die Mediation starten und sie durchlaufen.
Wie gelingt es uns, in eine gegenseitige Wahrnehmung zu kommen, die anderen zu hören, das Gesagte in uns nachklingen zu lassen, ihm nachzuspüren, es wirken zu lassen, eine warmherzige Reaktion aufsteigen zu lassen, die dem Gegenüber spiegelt: „Ich sehe Dich und ich habe Dich gehört.“? Wie gelingt es den Medianden, ihre eigenen Bedürfnisse selbst erst einmal wahrzunehmen und sie dann so in den Raum zu stellen, dass sie vom Gegenüber erkannt werden können? Wie gelingt es mir, nicht nur meinen Verstand, sondern auch meinen Körper und meine Intuition als Wahrnehmungsorgane zu nutzen und dafür mit mir in Verbindung zu bleiben?
Durch meine Arbeit versuche ich, die besten Rahmenbedingungen für psychische Sicherheit, Vertrauen und Gesehenwerden zu schaffen und diesen guten Austausch zu ermöglichen. Denn auf dem gegenseitigen Verständnis wachsen meist wie von allein Lösungsoptionen, von denen sich die Parteien dann die passsendste auswählen.
Ich sehe es als permanente Aufgabe, von meiner Seite bestmögliche Voraussetzungen für einen gelingenden Prozess zu schaffen. Deshalb meditiere ich täglich. Und ich starte in die Mediation mit einer gemeinsamen Atemmeditation. Nach einer kurzen Irritation waren die Medianden für diese Gelegenheit zum Innehalten und zur Besinnung meist sehr dankbar.
Deshalb lautet die Antwort für mich: Mediation und Meditation!